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Mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags der Süddeutschen Zeitung

Mit seinem Ibiza-Video hat Julian Hessenthaler die österreichische Regierung gestürzt, wenig später saß er im Gefängnis. Da sitzt er noch immer. Aber: Hat das wirklich nur mit dem Kokain zu tun?

Von Cathrin Kahlweit

Jetzt kommt also doch noch Bewegung in die Sache, wird ja auch Zeit. Am Mittwoch ist sein offizielles Gnadengesuch im Justizministerium und beim Bundespräsidenten eingegangen. Und wenn daraus nichts wird, gibt es immer noch die traditionelle Weihnachtsamnestie des Präsidenten, auf die er hofft. Immerhin hat Alexander Van der Bellen im vergangenen Jahr sieben Häftlinge bei seiner "Weihnachtsgnadenaktion" bedacht. Vielleicht ist Julian Hessenthaler, einer der prominentesten Gefängnisinsassen Österreichs, ja diesmal dabei?

Und weil immer alles auf einmal passiert, wenn mal was passiert, hat das Wiener Oberlandesgericht – auch am Mittwoch –  mitgeteilt, wann es endlich in seiner Sache verhandeln will: Ebenfalls kurz vor Weihnachten, am 16. Dezember, soll darüber entschieden werden, ob es bleibt bei den dreieinhalb Jahren ohne Bewährung, zu denen Julian Hessenthaler Ende März verurteilt wurde. Eine Strafe, die seine Verteidiger für deutlich zu hoch halten. Wenn er sehr viel Glück hat, ist der – nach Ansicht von Staatsanwaltschaft und Gericht – durch zwei Zeugenaussagen überführte Kokainhändler Julian Hessenthaler in ein paar Wochen ein freier Mann.

Oder auch nicht. "Bei vielen anderen Mandanten geht vieles ganz schnell. Nur hier nicht", sagt Anwalt Oliver Scherbaum bei einem Treffen in seiner Wiener Kanzlei, stellvertretend für Hessenthaler. Andere Mandanten glauben aber auch nicht, so wie Hessenthaler es tut, dass es "in unserem Land möglich ist, Aufdecker korruptionsgeneigten Verhaltens durch unwahre Vorwürfe aus dem Verkehr zu ziehen". So hat er es dem Schöffengericht in St. Pölten geschrieben, das ihn verurteilt hat.

In den Straßen Wiens hängen bis heute Plakate, die Hessenthalers Freilassung aus der Justizvollzugsanstalt St. Pölten fordern. In der Öffentlichkeit ist der 42-jährige ehemalige Privatdetektiv und Security-Mann ja vor allem bekannt als "Macher des Ibiza-Videos".

Sein Anwalt sagt, dass er das Vertrauen in den Rechtsstaat mittlerweile verloren habe

 

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